Heinz Rühmann * 7. März 1902 in Essen † 3. Oktober 1994
in
Aufkirchen / Bayern
Er war 41 Jahre alt, als Heinrich Wilhelm Rühmann - wie er mit
bürgerlichem Namen hieß - den Schüler Hans Pfeiffer in dem Film “Die
Feuerzangenbowle” spielte. (1943 gedreht, 1944 uraufgeführt.) Sein
Alter war auch das größte Bedenken, dass Rühmann hatte, als er die
Rolle übernehmen sollte. Erst Probeaufnahmen von Kameramann Ewald
Daub überzeugten ihn, die Rolle zu spielen. Ein Glück kann man heute
nur sagen, denn es wurde einer seiner größten und bekanntesten
Filmerfolge. Nicht nur das, “Die Feuerzangenbowle” wurde auch der
Kultfilm zum Thema Schulstreiche. Alles was danach kam musste sich
an diesem Film messen lassen - und fiel in aller Regel durch.
Heinz Rühmann lebte zunächst in Wanne, wo sein Vater die
Bahnhofsgaststätte im Hauptbahnhof betrieb. (Der Bahnhofsvorplatz in
Wanne-Eickel erhielt deswegen später den Namen
“Heinz-Rühmann-Platz”.) 1913 übernahm der Vater das Hotel
Handelshof in Essen und so lebte er wieder in seiner Geburtsstadt.
Aber nur für kurze Zeit, denn als die Eltern Hermann und Magarethe
Rühmann sich 1916 scheiden ließen, beging der Vater Selbstmord und
die Mutter zog mit den 3 Kindern - Bruder, Schwester und er selbst -
nach München.
Ob man den Vater als Förderer des Schauspieltalents seines Sohnes
betrachten kann ist eher zu verneinen, da es mehr den Charakter des
“Vorführens” hatte, wenn er seinen Sohn auch schon mal mitten in der
Nacht aus dem Bett holte, und dieser dann vor Freunden der Eltern
Politiker parodierte. Es war mehr das Talent, das irgendwie in ihm
steckte und so nur gezwungener Massen ein Publikum fand.
Nachdem er 1919 die Realschule am Regerplatz in München abschloss,
nahm das Talent Schauspielunterricht und wurde bereits 1920 erstmals
am Theater in Breslau für Nebenrollen besetzt. Ab 1922 war er am
Residenztheater in Hannover, wo er u.A. mit Theo Lingen zu sehen
war. 1926 entdeckte ihn der Stummfilm für eine Rolle in “Das
deutsche Mutterherz”. Es folgten weitere Filmrollen, die seinen
Bekanntheitsgrad steigerten und so wiederum zu besseren
Theaterrollen führten. Der endgültige Durchbruch gelang ihm dann mit
dem Film “Die drei von der Tankstelle” von 1930. Von nun an war und
blieb Rühmann einer der beliebtesten deutschen Schauspieler. Auch in
der Zeit des Nationalsozialismus galt Rühmann als “unpolitischer”
Star, obwohl die Nazis ihn gerne vor ihren Karren spannten. Prompt
bekam er nach 1945 zunächst Berufsverbot, was aber recht schnell
wieder aufgehoben wurde.
Trotzdem gab es für Rühmann nach 1945 zunächst einen Kariereknick,
weil das Publikum, auch geschürt durch viele Gerüchte, ihn zunächst
nicht mehr sehen wollte. Da half auch die eigene Produktionsfirma
“Comedia OHG” nichts. Im Gegenteil, mit Schulden in Millionenhöhe
ging die Firma in Konkurs. Dies lag zum einen an Filmen die zur
falschen Zeit produziert wurden, wie auch an der Tatsache, dass man
Rühmann eben noch nicht wollte. Die Wende kam dann 1953 mit der
Real-Filmproduktion “Keine Angst vor großen Tieren”. Neben Gustav
Knuth spielt hier auch Erich Ponto - den Rühmann sehr bewunderte -
wieder mit. Im Lauf der nächsten drei Jahrzehnte wandelt sich
Rühmann immer mehr vom Komiker zum Charakterdarsteller. Unvergessen
auch sein Auftritt mit dem russischen Clown Oleg Popov in der Manege
des Zirkus Krone im Jahr 1980.
In erster Ehe war Rühmann mit der jüdischen Schauspielerin Maria
Bernheim (Künstlername Herbot) verheiratet. Die Ehe galt als nicht
sehr glücklich. (Zuckmayer bezeichnete diese Frau später einmal als
“wahre Landplage”.) Trotzdem hielt er an ihr fest, obwohl diese
“Mischehe” ihn unter den Nazis in eine komplizierte Lage brachte,
sein Name aber für seine Frau einen gewissen Schutz darstellte. In
diese Zeit fällt dann auch das Gerücht, Rühmann soll mit seiner
mehrfachen Filmpartnerin Leny Marenbach nicht nur im Film ein
Verhältnis gehabt zu haben. 1938 wird die Ehe auf Wunsch von Maria
Bernheim dann geschieden. Dies bringt ihm später den Vorwurf ein, er
habe sich von seiner jüdischen Frau nur scheiden lassen um seine
Kariere nicht zu gefährden.
Eher unwahrscheinlich, denn auch seine zweite Ehe mit der
Schauspielerin Hertha Feiler ist unter nationalsozialistischen
Gesichtspunkten nicht gerne gesehen. So gibt es auch sofort neuen
Ärger mit den Nazis, weil der Großvater von Hertha Feiler Jude war.
Doch Rühmann trotzt auch hier den Mächtigen - ähnlich wie in vielen
seiner Rollen - und die Beiden bleiben bis zum Tod der Frau - im
Jahr 1970 - ein Paar. 1942 kommt Sohn Peter zur Welt, der gemeinsam
mit dem Vater die Liebe zur Technik und zur Fliegerei hat. Die
Schauspielerei hingegen lag nicht in der Wiege des Sohnes, was der
Vater allerdings ausdrücklich gut fand.
Einmal fragte der kleine Peter seine Mutter nach einem Theaterbesuch
bei dem er seinen Vater auf der Bühne agieren sah: “Macht Papa jeden
Abend so ´nen Quatsch?”
Vier Jahre nach dem Tod von Hertha Feiler, heiratet Heinz Rühmann in
dritter Ehe die Verlegerwitwe Hertha Droemer, an deren Seite er
seine letzten 20 Lebensjahre verbringt.
Heinz Rühmann hat in seinem Schauspielerleben fast halb soviel
Auszeichnungen erhalten wie er Filmrollen gespielt hat. (Genau waren
es 101 Filmrollen und 47 Auszeichnungen.) Neben dem großen
Bundesverdienstkreuz sind dies allein 10 goldene Bambis, sowie
goldene Kameras und vieles, vieles, vieles mehr. Die erste
Auszeichnung bekam er übrigens 1938 bei der Biennale in Venedig.
Seinen letzten Auftritt hatte Rühmann am 15. Januar 1994 in der
Sendung “Wetten dass” mit Thomas Gottschalk. Als Rühmann die Bühne
betrat, erhielt er minutenlangen, tosenden Beifall und stehende
Ovationen.
Der 91-jährige Rühmann war von diesem Empfang derart überwältigt,
dass er vor Rührung seine Tränen nicht zurückhalten konnte.
Im Oktober 1994 verstarb er dann und wurde auf eigenen Wunsch
eingeäschert.
Seine Grabstätte liegt auf dem Friedhof von Aufkirchen.
Kurz darauf benannte die Gemeinde Berg, zu der Aufkirchen gehört,
die Strasse in der Heinz Rühmann bis zu seinem Tode lebte in
“Heinz-Rühmann-Weg” um.